Die Sprache der Muscheln: künstlerisch-biologische Forschungen jenseits der Konventionen
Einzeller aus dem Toten Meer, Seehasen aus Isländischen Gewässern, Königskrabben aus dem Arktischen Ozean und jetzt eben Miesmuscheln aus der Nordsee – immer wieder spielen Wasserorganismen eine zentrale Rolle in den Werken der Berliner Künstlerin Ulrike Schmitz. Schmitz, die im Januar 2025 das erste Mal nach Föhr gekommen ist, arbeitet im spannenden Kontext von Wissenschaft, Biotechnologie und Biopolitik.
Anhand von Biomaterial erforscht die Künstlerin fotografisch und mithilfe bewegter Bilder, wie biologische Vorgänge in den Wissenschaften und der Gesellschaft wahrgenommen, kategorisiert und bewertet werden. Ihre Arbeit „God’s Spit“ (1) thematisiert zum Beispiel die Haut des Fisches, die sehr unterschiedlich verstanden und genutzt wurde: Während des Mittelalters war die Tierhaut Material und Symbol für die Transformation vom Menschen zum Tier, sie verkörperte einen Sinnes- und Kraftzuwachs. Heute ist die Fischhaut bzw. das darin enthaltene Collagen ein Mittel gegen die Hautalterung des Menschen – es geht um ein Schönheitsideal.
Weitere Fragen, denen Schmitz in ihrer Arbeit nachgeht, lauten: Gibt es ein universelles biologisches Zeichensystem? Welche Rolle wird hier zukünftig die Künstliche Intelligenz spielen? Welche Verbindungen bestehen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Kommunikationsformen? Hierzu inszeniert Schmitz in ihrer Arbeit „Chitin Messages“ einen fiktionalen Dialog zwischen visuellen Zeichen des Menschen und denen der Königskrabbe im Arktischen Ozean (2,3).
Ausgehend von aktuellen Forschungserkenntnissen sucht die Künstlerin mittels spekulativer sowie fiktionaler Strategien nach verborgenen Kommunikationswegen zwischen verschiedenen Spezien. So ist etwa bekannt, dass einige Muscheln chemische Veränderungen im Wasser wahrnehmen und darauf reagieren können. Es ist jedoch noch nicht erforscht, ob sie auch darüber kommunizieren.
Auf Föhr hat sich Schmitz mit der einheimischen Miesmuschel und der invasiven Pazifischen Auster beschäftigt (4). Ihre Arbeitsweise beschreibt die Künstlerin als ein sensibles Zuhören oder Zusehen, es ist ein Forschen außerhalb der uns bekannten, konventionellen Kommunikationsformen.
Wir sind sehr gespannt, was sie entdeckt hat und wie sie dies künstlerisch inspiriert hat!