JANINE ANTONI Touch

27. Februar 2011 bis 22. Mai 2011

Das wichtigste Ausdrucksmittel der New Yorker Künstlerin Janine Antoni (geboren 1964) ist ihr eigener Körper. Alltägliche Handlungen wie Essen, Schlafen und Baden werden in künstlerische Aktionen transformiert, die im
Grenzbereich von Skulptur und Performance angesiedelt sind. Ganz wesentlich ist für die Künstlerin der prozessuale und offene Charakter ihrer Werke, in denen Leben und Kunst buchstäblich miteinander verknüpft werden. In der Videoinstallation Touch (2002) tritt Janine Antoni als Seiltänzerin vor einem sommerlichen Strandpanorama auf. Sie balanciert auf einem Drahtseil, das wie eine unmittelbar über den Meereshorizont gespannte Linie erscheint. In diesem Trugbild ist die riesige Distanz von Strand und Horizont aufgehoben, da das Seil durch das Gewicht der himmelblau gekleideten Artistin mit dem Horizont verschmilzt. So entsteht der Eindruck, als würde sie tatsächlich auf dem Wasser laufen und ein klassisches Seestück auf der Grenze zwischen Himmel und Wasser abschreiten. Janine Antoni musste das Laufen auf dem Seil durch monatelanges intensives Training erlernen. Als Set für ihren Auftritt wählte sie den Strand vor ihrem Elternhaus in Freeport auf den Bahamas. Der Balanceakt findet somit vor jenem Meereshorizont statt, der der Künstlerin in ihrer Kindheit auf der Karibikinsel Grand Bahama immer als fernes Ziel erschienen ist. Der Blick auf das Meer, der seit der Romantik immer auch als Projektionsfläche menschlicher Gemütszustände gedient hat, gerät hier zur sinnbildhaften Bühne des Lebens: Denn der akrobatische Drahtseilakt, der auf einer konzentrierten Bewahrung des Gleichgewichts beruht, verweist zugleich auch auf die Gefährdungen und möglichen Schiffbrüche der menschlichen Existenz. Janine Antoni hat in vielen renommierten Museen ausgestellt, u. a. im Museum of Modern Art und im Guggenheim Museum in New York sowie im Museo Reina Sofía in Madrid. Ihre Arbeiten sind ferner auf zahlreichen internationalen Biennalen gezeigt worden.