In Trine Søndergaards fotografischer Serie Strude werden Frauen und Mädchen in traditionellen Trachten porträtiert. Die Bilder sind weitaus mehr als Porträts von modernen Menschen in historischen Trachten. Die unpersönliche und typisierende Darstellung der kostümierten Frauen und Mädchen schafft eine irritierende Distanz und Fremdheit. Dieser Verfremdungseffekt wird durch die Kleidermasken gefördert, die von einigen der porträtierten Frauen getragen werden. Die als Strude bezeichneten Masken wurden auf der dänischen Insel Fanø von den Frauen bei der Feldarbeit verwendet, um die Gesichter vor Wind und Wetter zu schützen. Um 1900 kam ihre Verwendung aus der Mode und die alten Kostümierungen gerieten mit der Zeit zur touristischen Festtagsfolklore. Trine Søndergaards fotografische Inszenierungen von verhüllten und abgewandten Blicken offenbaren den vielschichtigen Wandel visueller Zeichen. Indem die alten Kleidermasken beim Betrachter Assoziationen wecken, die mit dem Gesichtsschleier (Niqab) muslimischer Frauen verbunden sind, werden historische und kulturelle Fremdheit miteinander verwoben: Kleider machen Leute und können zu falschen Schlüssen verleiten. Trine Søndergaard (geb. 1972) gehört zu den bedeutendsten dänischen Fotografen der Gegenwart. Die Bildserie Strude entstand zwischen 2007 und 2010 auf der Nordseeinsel Fanø.
Zur Ausstellung Strude erscheint ein Katalog im Verlag des Museums Kunst der Westküste (Preis 19 €).