Hipp, hipp, hurra! Ein neues Jahrzehnt im MKdW

Ein Gemälde wird Programm: Im Jahr 1887/88 schuf Peder Severin Krøyer das mit 134.5 Höhe und 165.5 cm Breite großformatige Gemälde Hipp, hipp hurra!, das sich heute im Bestand des Göteborg konstmuseum in Schweden befindet. Es zeigt eine lebhafte Gruppe von Künstlern, die sich an einer Tafel im Grünen versammelt haben und einander mit gefüllten Sektgläsern zuprosten. Zu sehen sind von links nach rechts: Martha und Viggo Johansen, Christian Krohg, der Schöpfer des Gemäldes, Peder Severin Krøyer, Degn Brøndum – Anna Ancher’s Bruder -, Michael Ancher, der schwedische Maler Oskar Björck, der dänische Maler Thorvald Niss, die in Skagen ansässige Lehrerin Helene Christensen, zu der Krøyer ein enges, freundschaftlich-romantisches Verhältnis pflegte, sowie Anna Ancher mit ihrer Tochter Helga. Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich, das Wetter sonnig, wie die zahlreichen, über das Blattgrün verteilten Lichtreflexe und Sonnenflecken verraten.

 

Peder Severin Krøyer: Hipp, hipp, hurra! Künstlerfest in Skagen, 1887/88, Öl auf Leinwand, 134,5 x 165,5 cm, Göteborgs konstmuseum, Foto: Wikimedia Commons, UFA99.

 

In der Ausstellung 10 Jahre MKdW – Meisterwerke ist im Museum Kunst der Westküste noch bis zum 12. Januar eine Vorstudie für dieses Gemälde zu sehen. Als Leihgabe der Art Museums of Skagen nach Föhr gekommen, zeigt sie dasselbe Motiv – lediglich der dänische Maler Thorvald Niss ist hier noch nicht vertreten. Die festliche Szene ist nur flüchtig und skizzenhaft eingefangen, Details wie beispielsweise die individuellen Gesichtszüge der Maler, die mit Flaschen und Gläsern gedeckte Tafel oder das umgebende Blattwerk sind noch nicht ausgearbeitet. Dabei ist es genau diese Spontanität und Flüchtigkeit des Pinselstrichs, welche die Momenthaftigkeit der Szene hervorhebt und Ausdruck des impressionistischen Grundgedankens ist.

 

Peder Severin Krøyer: Hipp, hipp, hurra!, um 1888, Öl auf Holz, 32,3 × 41 cm, Art Museums of Skagen.

 

Peder Severin Krøyer war im Juni 1882 erstmals nach Skagen gereist und in den folgenden Jahren allsommerlich wiedergekehrt. Neben der Fülle an Motiven genoss er vor allem das Miteinander mit den Künstlerfreunden, das er durch die Initiierung und Organisation von regelmäßigen Zusammenkünften und gemeinsamen Festen tatkräftig förderte. Im Jahr 1883 rief er etwa die sogenannte „Abendakademie“ ins Leben: Ursprünglich sollte sie den Rahmen für gemeinsames künstlerisches Arbeiten bieten; Die Arbeit geriet jedoch bald in den Hintergrund und stattdessen trat zunehmend das vergnügliche, freundschaftliche Zusammensein in den Vordergrund. Kostümierung, Gesang, Tanz und lebendige Umzüge waren Ausdruck der ausgelassenen Stimmung, nicht selten wurden auch die Skagener Fischer dazugeladen. Anlässe gab es genug, so etwa die Ankunft oder Abreise eines Skagenmalers, ein Geburtstag oder der erfolgreiche Verkauf eines Bildes.

 

Anlass für die im Gemälde Hipp, hipp, hurra! wiedergegebene Feier bot dagegen der Einzug des Ehepaares Anna und Michael Ancher in ihr eigenes Haus im Skagener Markvej. Das gesellige Miteinander im Frühjahr 1884 im Garten der Anchers war vom schleswig-holsteinischen Marinemaler Fritz Stoltenberg fotografisch festgehalten worden – seine Fotoaufnahmen brachten Krøyer auf die Idee, ein Gemälde der Szene zu realisieren, dienten ihm jedoch gleichzeitig als Kompositionsvorlage.

 

Fotovorlage für Peder Severin Kroyers Gemälde Hipp, hipp, hurra!, Foto: http://taotothetruth.blogspot.com/2010/12/peder-severin-kryer-1851-1909....
via Wikimedia Commons.

 

So ausgelassen jedoch das festliche Beisammensein war, so problematisch wurde der Entstehungsprozess des Gemäldes. Denn als Freilichtmaler, der vor dem Motiv arbeitete, war Krøyer darauf angewiesen, dass seine Freunde ihm Modell standen, und das am besten vor Ort, im Garten des Ehepaares Ancher. Die Künstlerfreunde standen jedoch selten vollständig zur Verfügung; Zudem waren Anna und Michael Ancher wenig erfreut über einen solchen Trubel vor ihrem Haus, waren sie doch vor allem umgezogen, um künftig etwas mehr Privatsphäre genießen zu können. Krøyer wurde daher kurzerhand des Gartens verwiesen und musste fortan im Garten des Brøndum Hotels weiterarbeiten. Von diesen Unstimmigkeiten ist in Krøyers Gemälde und der Vorstudie jedoch nichts zu spüren. Hier ist es dem Maler gelungen, die empfundene Freiheit und Aufbruchsstimmung, die Freude an der Kunst und das Inspirierende am künstlerischen Miteinander zum Ausdruck zu bringen – Faktoren, die den Erfolg der „Skagenmaler“, des künstlerischen Schaffens innerhalb der Skagener Künstlerkolonie, erst möglich gemacht haben.

 

Die Ölstudie Hipp, hipp, hurra! wurde als Teil der Ausstellung 10 Jahre MKdW – Meisterwerke auch Symbol für die Fest- und Aufbruchsstimmung auf Föhr, wo das MKdW in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiern durfte. Der Ausruf „Hipp, hipp, hurra!“ hallte im Zuge der Jubiläumsfestlichkeiten mehrfach durch die Museumsräume, und die Freude galt nicht nur dem Rückblick auf zehn Jahre erfolgreiche Museumsarbeit, sondern auch der Vorfreude auf die Jahre, die noch kommen werden: Mit dem Jahr 2020 beginnt auch im MKdW ein neues Jahrzehnt der Auseinandersetzung mit der Kunst der Westküste, und darauf freuen wir uns!

 

Ausstellungsansicht mit der Ölstudie Hipp, hipp, hurra! von Peder Severin Krøyer im Vordergrund, Foto: Lukas Spörl

 

Doch: Was wäre das MKdW ohne seine Besucher: Im Jubiläumsjahr kamen 47.000 Menschen nach Alkersum, um sich von der Kunst rund um das Thema Meer & Küste begeistern zu lassen – damit wurde ein neuer Rekord aufgestellt!

Wir hoffen, Sie auch in den kommenden Jahren bei uns im Museum begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen einen guten Rutsch und alles Gute für das Jahr 2020! Hipp, hipp, hurra!

 

Text: Klara Scheuren M.A., Wissenschaftliches Volontariat MKdW