Marie-Louise Exner lebt seit über 30 Jahren an der Südspitze der dänischen Wattenmeerinsel Fanø. In ihren Radierungen, Holzschnitten und Lithografien thematisiert die Künstlerin das Watt, den Strand oder die Salzwiesen – jene wandelbaren Übergangsflächen zwischen Wasser und Land, die sie auf ihren Streifzügen entlang der Küste so gerne erkundet. Ein Merkmal von Exners künstlerischer Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt besteht darin, dass sie sich zumeist auf den Boden fokussiert. Die das Thema Landschaft prägenden Aspekte von Weite und Offenheit verlagern sich bei ihr meist gänzlich in die Fläche. Auf diese Weise entstehen grafisch abstrakte Kompositionen voller Musikalität und Rhythmik, in denen sich feine Naturbeobachtungen mit fantasievollen Interpretationen abzuwechseln scheinen (1).
Exners Aufenthalt auf Föhr als Artist in Residence des MKdW im April 2024 brachte hierzu nun ein neues Motiv mit sich: Föhr und Fanø seien sich in Vielem ähnlich, stellte die Künstlerin fest, aber es seien vor allem die Unterschiede gewesen, welche sie gereizt hätten. So ist die deutsche Nordseeinsel insgesamt flacher als das dänische Nachbareiland und weist nicht so viele Erhebungen und hohe Dünen auf. Vielleicht war es das, was sie angeregt hat, in ihren nun entstehenden Holzschnitten stärker das Firmament miteinzubeziehen – horizontal verlaufende Linien und Strukturen sind nun häufiger zu sehen (2, 3). Starke Impulse gingen überdies von den expressiven, teils stark linearperspektivisch entwickelten Holzschnitten des früh verstorbenen Glücksstädter Künstlers Max Kahlke (1892–1928) aus, dessen Arbeiten Exner bereits 2023 als teilnehmende Künstlerin der Ausstellung „Dampfer, Deiche, Dramen. Druckgrafik aus der Sammlung und zeitgenössische Positionen“ (19.2.–18.6.) kennengelernt hat. Kahlkes Druckgrafiken der heimatlichen Elbmarsch sind voller emotionaler Wucht und Zerrissenheit, auf die Exner mit ihrer eigenen Bildsprache reagiert. (4).
Die vier unten abgebildeten Holzschnitte hat die Künstlerin dem MKdW als Geschenk überlassen – vielen Dank, liebe Marie-Louise!
Marie-Louise Exner kam in Begleitung der dänischen Schriftstellerin und Dichterin Mirian Due, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit ebenfalls mit dem Thema Landschaft auseinandersetzt.
