Reif für die Uni Ein Jahr Inselleben

 

Letzte Tage als FSJlerin Kultur auf der Insel Föhr und im Museum Kunst der Westküste

 

Es scheint, als wolle die Insel noch mal alles geben, um mich am Gehen zu hindern. War der August doch lange kühl und regnerisch, so ist es in der letzten Woche nochmal richtig heiß geworden. Und auch, wenn es sehr verlockend wäre, hier zu bleiben und die Nähe zum Strand in vollen Zügen zu genießen, so werde ich Föhr leider trotzdem verlassen. Meine Tage auf der Insel und im Museum sind schon lange gezählt, aber jetzt ist der Tag des Abschiedes bedrohlich nahe gerückt.

 

Ein letzter Ferienworkshop, die letzte Schulklasse, das letzte Mal Paletten abspülen, das letzte Mal das Namensschild ablegen, das letzte Mal durch das Museum gehen. Nein, halt! Ich hoffe nicht, dass das mein letztes Mal im Museum Kunst der Westküste sein wird. Denn über das Jahr habe ich dieses Museum lieben gelernt, genauso wie die Mitarbeiter. Und so hoffe ich, dass ich eines Tages, in nicht allzu ferner Zukunft, zumindest für einen Besuch zurückkehren werde.

 

Mit dem die Ausstellung "Emil Nolde und das Meer" begleitenden Projekt "Kinder sehen Emil Nolde" habe ich angefangen, dann durfte ich die Ausstellung zum Jubiläum des Seebades erleben und jetzt habe ich noch einmal einen Blick auf die größten Schätze des Museums werfen dürfen, die zur Feier des 10. Geburtstages aus dem Depot geholt wurden.

 

Wenn ich dieses Jahr so Revue passieren lasse, stelle ich fest, wie viel ich erlebt habe und wie viel Zeit vergangen ist. So ein Jahr fühlt sich unglaublich lang an, aber dann auch wieder ziemlich kurz. Die Erinnerungen an das Emil-Nolde-Projekt gemeinsam mit dem Kindergarten von Amrum, sind schon ein wenig verblasst, dabei ist das noch kein Jahr her. Danach folgten die Museumsnacht im November, der ganze Besucheransturm über Weihnachten und Silvester, der Internationale Museumstag im Mai und die Ausstellungseröffnungen im März und Juli.

 

Schließlich durfte ich mein eigenes Projekt verwirklichen – Kinder sehen das Seebad Wyk auf Föhr – das Sie und ihr auch noch sehen könnt bei "uns" in unserem „Hyggeraum“. Und mein letzter Höhepunkt dieses Jahres im Museum waren dann die mehrtägigen, großen Jubiläumsfeierlichkeiten zum 10. Geburtstag des Museums. Dazu kamen im Juli und August etliche Workshops mit Feriengästen, Kindergartenkindern und Schulklassen sowie den Patienten der Klinik Utersum - Hochsaison eben.

 
Es gab in dem Jahr auch wirklich stressige Momente, in denen ich ausnahmsweise auch mal kurz vor dem Weinen war, weil einfach aus meiner Sicht „nichts“ klappte, wie es sollte. Es gab auch ungeduldige Besucher, die mich manchmal fast meine Nerven verlieren ließen. Aber es gab eben vor allem natürlich viele, viele tolle Momente, Stunden, Tage. Zum Beispiel als ich feststellte, dass mein Projekt, trotz der nervenaufreibenden Vorbereitung, sehr erfolgreich läuft. Oder wenn Kinder so ins Malen vertieft waren, dass sie kaum aus der Werkstatt zu bewegen waren. Und dann erlebte ich die vielen Erwachsenen, die den Spaß am Malen wiederentdeckten. Wichtig sind auch diese etlichen Momente, in denen wundervolle Werke von den „Künstlern“ – unseren Workshopteilnehmern – stolz und mit leuchtenden Augen und Dankesworten an uns aus der Werkstatt getragen wurden.

In diesem Jahr habe ich unglaublich viel gelernt. Über das Museum und die Arbeit darin, über das alltägliche Leben mit all seinen Herausforderungen (wie zum Beispiel Löcher im Fahrradschlauch) und über mich selbst. Ich habe so viele Leute kennengelernt, unter anderem die vielen Kollegen, mit denen ich immer gerne in meiner Pause oder nach Feierabend noch ein kleines „Schwätzchen“ gehalten habe und die mich immer mit tollen Aufgaben versorgt haben. Ich bin dankbar für das Vertrauen, das alle in mich gesetzt haben. Sie haben immer an mich geglaubt und mir so viel mehr zugetraut als ich mir selbst. Ich bedanke mich bei allen Mitarbeitern des Museums für diese tolle Zeit, denn ohne sie wäre es nur halb so schön gewesen. Ein besonderer Dank geht an Sylvia, die so viel mehr war als meine Vorgesetzte und Mentorin.

Immer wieder werde ich gefragt, ob ich es im Nachhinein bereue, mein FSJ hier auf Föhr im MKdW gemacht zu haben? Und jedes Mal lautet meine Antwort: auf keinen Fall! Vielleicht hätte ich manche Dinge anders gemacht, aber hinterher ist man ja immer schlauer. Aber die Erinnerungen an dieses Jahr würde ich für nichts auf dieser Welt hergeben wollen.

Jetzt mache ich aber meinen Schreibtisch frei für meine Nachfolgerin. Ich wünsche ihr ein wundervolles Jahr voller neuer Erfahrungen und dass es ihr nach Ablauf dieses Jahres genauso schwer fällt, die Insel wieder zu verlassen, wie mir.
 

Auch wünsche ich dem Museum und seinen Mitarbeitern weiterhin viel Erfolg, alles Gute und was sie sonst noch alles gebrauchen können. Es steht fest: Ich gehe schweren Herzens. Und ich weiß jetzt schon, dass ich den Wind und das Leben auf der Insel mit allem Drum und Dran vermissen werde.

Aber ich freue mich auch auf das, was meine Zukunft für mich bereithält und gehe deshalb auf der anderen Seite auch voller Freude. Germanistik und Publizistik - das werde ich ab Oktober studieren.
 

Um es abschließend mit den Worten von Winnie Puuh zu sagen: „How lucky I am to have something that makes saying goodbye so hard.“

 

Jule Bauder

FSJ Kultur 1. September 2018 bis 31. August 2019