Susanne Kessler, 1955 in Wuppertal geboren, studierte 1975-1982 an der Hochschule der Künste, Berlin, und machte 1983 ihren Abschluss am Royal College of Art, London. Seit 1984 lebt sie in Rom und unterhält seit über zehn Jahren auch ein Atelier in Berlin. Arbeitsaufenthalte brachten sie u.a. nach Äthiopien, Guatemala, Mali, Pakistan, Indien und den Iran. All diese Orte haben sichtbar Einfluss genommen und in ihrem Werk Spuren hinterlassen.
Während ihres Aufenthalts als Artist-in-Residence im Museum Kunst der Westküste stieß die Künstlerin auf eine „Zeichnung“, hinter der sich eine spektakuläre Geschichte verbirgt: Die Odyssee des stählernen Vollschiffs „Susanna“ bei seiner Umsegelung von Kap Hoorn. Unter der Führung des Föhrer Kapitäns Jürgens (1875-1959) geriet der Dreimaster im Winter 1905 auf seiner Fahrt von Port Talbot/England zum Salpeterhafen Iquique/Chile in langanhaltende Stürme um Kap Hoorn. 100 Tage, davon allein 80 Tage lang Sturm mit 10 und mehr Beaufort, kämpfte sich die Mannschaft auf der insgesamt 190 Tage währenden Reise um die Südspitze Amerikas. Die „Susanna“ hält bis heute zwei Rekorde, einen für die mit Abstand längste Kap Hoorn-Umsegelung, den zweiten für die längste Fahrt von Europa nach Nordchile. Die Fahrt gilt als der härteste, brutalste und tapferste Törn in der internationalen Seefahrtgeschichte. Das erhalten gebliebene Logbuch verhilft, die Irrfahrt exakt zu rekonstruieren und zu skizzieren – ein bizarres grafisches Muster, das einerseits die traumatische, monatelange Fahrt für jedermann anschaulich macht, andererseits aus künstlerischer Sicht hoch faszinierend ist.
Susanne Kessler arbeitet seit ihrem ersten Aufenthalt auf Föhr, bei dem viele Aquarelle, Skizzen und ein Arbeitsbuch entstanden, an einer großen Installation im Außenraum, die auf Föhr das Geschehen dieser „Odyssee“ gleichsam zu neuem Leben erwecken soll. 2018 ist das zu sehen: Susanne Kessler – Odissea.